Die 6 Regeln der „75 Hard Challenge“ – und was daran problematisch ist (2024)

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Von: Alexandra Grauvogl

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Die 6 Regeln der „75 Hard Challenge“ – und was daran problematisch ist (1)

Das Ergebnis sind beeindruckende Körpertransformationen und brutale mentale Stärke: Wer hinter dem „75 Hard Program“ steckt, welche Regeln befolgt werden müssen, um die Challenge erfolgreich zu meistern, und welche Risiken die Herausforderung birgt, erfahren Sie hier.

Rund 1,5 Millionen Einträge findet man unter dem Hashtag #75hard auf der Social-Media-Plattform Instagram. Menschen posten meist Vorher-Nachher-Fotos von erstaunlichen Körpertransformationen. Was verbirgt sich hinter dieser – wie der Name andeutet – harten Challenge?

So kam es zur Idee des „75 Hard Program“

Andy Frisella ist Unternehmer, Podcaster und CEO eines Nahrungsergänzungsmittelunternehmens. Im Jahr 2019 rief er das „75 Hard Program“ ins Leben. Dabei handelt es sich nicht um eine Fitness-Challenge, wie auf der Website des Programms steht, sondern um ein „transformatives Programm für mentale Stärke“.

Inspiriert wurde Frisella zur Entwicklung der „75 Hard Challenge“ durch ein Gespräch mit Triathlon-Legende James „Iron Cowboy“ Lawrence. Der Kanadier absolvierte 100 Ironman-Wettkämpfe in 100 aufeinanderfolgenden Tagen. Lawrence erklärte Frisella, dass man sich bewusst in unangenehme Situationen außerhalb der Komfortzone begeben muss, um mentale Stärke zu entwickeln. Daher kommt wohl auch Frisellas Versprechen, „75 Hard“ sei ein „Ironman für das Gehirn“.

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Wie läuft das „75 Hard Program“ ab?

Nachdem man sich auf der Website mit E-Mail-Adresse registriert hat, erhält man eine Mail, in der das weitere Vorgehen detailliert erklärt wird. Die Teilnahme am „75 Hard Program“ ist kostenlos. Was nicht bedeutet, dass sie umsonst ist. Auf der einen Seite wird man Blut, Schweiß und Tränen investieren müssen (manches vielleicht nur sprichwörtlich). Auf der anderen Seite wartet eine echte persönliche Weiterentwicklung – körperlich, aber vor allem mental – auf alle, die sich der Challenge stellen.

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Die 6 Regeln der „75 Hard Challenge“ – und was daran problematisch ist (2)

Die 6 Regeln von „75 Hard“

Die Regeln des „75 Hard Programs“ sind klar definiert. Über einen Zeitraum von 75 aufeinanderfolgenden Tagen müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms täglich folgende Aufgaben erfüllen:

  1. Eine Diät befolgen: Diese kann zwar individuell gewählt werden, muss aber einem strukturierten Plan folgen und auf eine körperliche Verbesserung abzielen.
  2. Zwei 45-minütige Trainingseinheiten absolvieren, wobei eine davon im Freien stattfinden muss.
  3. Alkohol und Cheat Meals sind nicht gestattet.
  4. Ein Fortschrittsfoto machen.
  5. Eine Gallone Wasser trinken (rund 3,8 Liter).
  6. Zehn Seiten eines Buches lesen. Hörbücher zählen nicht dazu.

Es ist nicht erlaubt, Änderungen am Programm vorzunehmen. Sollte ein Tagesziel nicht erreicht werden, muss die Challenge von vorne begonnen werden. Frisella warnt in der Willkommensmail: „Sie werden versucht sein, die Dinge ein wenig zu ändern, damit sie zu Ihnen und Ihrem ‚besonderen Lebensstil‘ passen“. Aber genau das sei die Wurzel aller Probleme im Leben.

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„75 Hard Program“: Das soll es bringen

Mit den oben genannten Regeln zielt das „75 Hard Program“ darauf ab, verschiedene Aspekte der Persönlichkeit zu optimieren. Es soll Selbstvertrauen, Selbstwert und Selbstachtung, das Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit, Kraft und Mut stärken.

Logisch, schließlich hat man nach 75 Tagen des Programms mindestens 750 Seiten gelesen, eine gesunde Ernährungsroutine etabliert, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sichergestellt und kann physische Veränderungen durch die täglichen Fortschrittsfotos nachvollziehen.

Die optische Transformation des Erfinders durch „75 Hard“ sieht übrigens so aus:

Mögliche Risiken der „75 Hard Challenge“

Bei all der Euphorie um mögliche positive Lebensveränderungen: Eine solch radikale Challenge birgt selbstverständlich auch Risiken. So warnt selbst der Erfinder Frisella eindringlich, vor dem Start des Programms medizinischen Rat einzuholen, um abzuklären, ob aus gesundheitlicher Sicht irgendetwas gegen die Annahme der Herausforderung spricht.

Vor allem Sportanfänger und Menschen mit Vorerkrankungen sollten im Detail ein passendes Sportprogramm abstimmen und ihre Ernährung nur in Absprache mit einem Arzt/einer Ärztin umstellen. Auch Menschen in psychischen Ausnahmezuständen sollten eine solch belastende Challenge nicht auf eigenen Faust bzw. ohne Begleitung durchziehen, um eine Verschlimmerung der eigenen Verfassung zu vermeiden.

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Challenges dieser Art bergen auch immer die Gefahr, dass Teilnehmende einen falschen Ehrgeiz entwickeln und bspw. weiter trainieren, obwohl sie Schmerzen haben oder krank sind – nur, um nicht abbrechen zu müssen. Das wiederum erhöht das Risiko für Verletzungen, chronische Beschwerden oder ernste Erkrankungen.

Das sagt eine Fitness-Expertin zu „75 Hard Challenge“

Kerstin Brückner ist Personal Trainerin und Hyrox-Profi-Athletin. „Ich liebe Challenges. Und Fortschrittsfotos sind auch gut“, sagt die Aschaffenburgerin im Gespräch mit „Ippen Media“. Doch sie schickt ein großes Aber hinterher: „75 Tage?! Das ist schon sehr lange. Vor allem Einsteiger könnte das definitiv überfordern.“ Auch unter dem Gesichtspunkt, dass so vieles gleichzeitig beachtet werden muss. Der Erfinder begründet die 75 Tage damit, dass die üblicherweise empfohlen 21 Tage, um eine neue Gewohnheit zu etablieren, nicht ausreichen.

Es sei zwar schön, dass die Diät „individuell“ sein kann, so Brückner weiter. „Aber Alkohol und Cheat Meals sind nicht gestattet. Und wenn ich mir etwas verbiete, habe ich natürlich noch mehr Hunger darauf“. Bei einer Challenge-Dauer von 75 Tagen könne das schon schwer werden und auch demotivierend. „Vor allem, wenn man eine Art Heißhunger entwickelt, weil man sich irgendwas verbietet.“

Auch der Sinn hinter der täglich geforderten Trinkmenge von 3,8 Liter Wasser leuchtet nicht ganz ein. „Ein durchschnittlicher Erwachsener sollte ungefähr 2,8 bis 3 Liter trinken. Das hängt natürlich auch vom Sport ab. Aber fast 4 Liter Wasser ist richtig viel, unter Umständen zu viel“, sagt Kerstin Brückner.

Die spärlichen Informationen, die in der Begrüßungsmail zum „75 Hard Program“ transportiert werden, lassen überhaupt vieles offen. „Warum muss unbedingt ein Training draußen stattfinden und wie sollte das andere Training aussehen. Und was für ein Buch sollte das sein, das ich lesen soll – und warum?“, fragt sich Brückner. Vermutlich muss man mit #75Hard starten, ohne alle Hintergründe zu verstehen und im Laufe der Challenge durch Erfahrung lernen.

Als gefährlich empfindet die erfahrene Trainerin eher, dass die „75 Hard Challenge“ dazu verleitet, „dass die Leute sich definitiv zu viel unter Druck setzen und es dann nach kurzer Zeit in eine andere Richtung schwingen kann: Frustration!“ Je nachdem, wie das Training aussieht, könnten durch falsches Training auch Fehler oder Verletzungen entstehen. „In dem Moment, in dem man sich an eine Diät hält und gleichzeitig das Training hochfährt, kann es auch zu gesundheitlichen Problemen kommen“, erklärt Kerstin Brückner.

Sie rät daher, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, nicht alles auf einmal zu verändern zu wollen und nacheinander mit einzelnen Sachen anzufangen. Außerdem sei es sinnvoll, sich bei einer solchen Challenge begleiten zu lassen: „Zwei Trainingseinheiten sind gut. Dazu auf die Ernährung achten, auch. Aber gibt es da jemanden, der drüber schaut? Das macht eine solche Challenge besser, als einfach etwas irgendwie nachzumachen, was im Internet steht.“

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